In einer Woche kann so viel passieren! Ich bin vollgepumpt mit Eindrücken und befürchte, dies wird ein längerer Eintrag. Ich versuche mich irgendwie kurz zu halten 😉
Montag früh bin ich in einen sehr komfortablen Bus in Singapur eingestiegen um in 6 Stunden nach Kuala Lumpur (offizielle Abkürzung KL) gebracht zu werden. Ich lernte eine sehr nette Japanerin kennen und so ging die Zeit auch schnell rum. An dieser Stelle muss ich schon mal einwerfen, dass auch wenn man vorher bestens im Bilde darüber ist, dass in anderen Ländern alles nun mal anders ist, fällt es mir doch schwer ohne Klopapier auf der Toilette auszukommen und jedesmal in einem halben See zu stehen und zu balancieren, weil 100% Rutschgefahr und Schüssel iss auch nix. Ja, anstatt Klopapier gibt es Wasserschläuche und Schüssel ist im Boden. Hmpf!
Die berühmten Zwillingstürme, genannt Petronas.
An einem völlig anderen Punkt als angekündigt ausgespuckt, quälte ich mich mit meinem schweren Rucksack und gefühlten 50 Grad und einer gefühlten Luftfeuchte von 1000% durch die Straßen KL’s. Aber da erfuhr ich auch gleich die Gastfreundschaft der Malaien: stehe einen kurzen Augenblick verwirrt herum und schon bekommst du deinen persönlichen Guide an deine Seite, der dich überall hinbringt. Was aber auch in dem Punkt hilfreich war, weil es totalen Wahnsinn darstellt sich in KL als Fußgänger durch die Blechlawinen zu quälen. Ich habe noch nie so viel Blech mm für mm durch eine Stadt kriechen gesehen. Guter Rat, wer mal KL besuchen will: drückt gar nicht erst den Button an der Fußgängerampel, denn sie wird eh nicht grün! Und wenn es doch mal passieren sollte (in 4 Tagen 2x erlebt) dann interessiert es einfach keinen, die Autos bleiben nicht stehen, nööö…. Warum auch?
Irgendwann erreichte ich dann das Hostel in Chinatown. Sehr traditionell, also Schuhe ausziehen vor dem Betreten und willkommen in einer heimeligen Atmosphäre. Nette Zimmergenossinnen hatte ich ebenso, also alles wieder gut nach dem ersten Großstadtschock.
Tempel, ein paar Meter von meinem Hostel entfernt.
Am nächsten Tag schaffte ich es tatsächlich lebend (Trick: klemme dich zwischen die Einheimischen) eine Touristeninfo zu erreichen und dort, noch sensationeller, einen Stadtplan zu bekommen. Ebenso war ich um ein Hop-on Busticket reicher. Aber das finde ich sehr hilfreich um sich erst mal in einer großen Stadt zu orientieren, also gleich mal rumgefahren und die wichtigsten Punkte abgeklappert. Ganz andere Nummer als Singapur. Da muss man sich erstmal dran gewöhnen. Die zahlreichen Gerüche hauen einen erstmal um, wirklich sehr spannend. Von total lecker bis total übel ist alles dabei. Ich nutzte den Tag um mich erstmal zu einem Asien-Backpacker zu transformieren. Neuseeland-Klamotten sind hier mehr als unangebracht: viel zu heiß und viel zu ungepflegt.
Die restliche Zeit in KL verbrachte ich damit die verschiedenen Viertel zu erkunden, dabei gefiel mir am besten Little India. Dort habe ich mir dann auch gleich irgendwo in einem Hinterhof von einer netten Inderin eine Henna-Bemalung verpassen lassen. Ich liebe es!
Außerdem bin ich nur sehr knapp einem Shoppingrausch entkommen. Es gibt einen riesen Laden vollgestopft mit indischem Kram, oh mein Gott (oder Krishna oder wie auch immer)! Ich glaubte, im Paradies zu sein. Trotz Shoppingparadies hatte ich extrem mit der Hitze zu kämpfen und schon bald entschlossen in die Cameron Highlands zu flüchten. Es ist eine Bergregion, die berühmt für ihre Teeplantagen ist und dort ist es etwas kühler.
Also ab in den Bus! Busfahren ist wirklich super in Malaysia, es ist günstig und die Busse sind sehr komfortabel. Auch wenn man mich absichtlich in den falschen Bus steckte, obwohl ich dreimal nachfragte. Aber dann war es mir auch egal, solange ich nur den richtigen Ort erreiche und so war es dann auch. Ach, was war es herrlich das erste Mal in Tanah Rata tief einzuatmen und frische kühle Luft zu atmen. Ab zum Hostel, diesmal einfach zu finden, und dann mal die Gegend erkunden. Während ich mir beim Straßen-Inder den Bauch mit allen möglichen Leckereien vollgeschlagen habe, lernte ich Karl kennen. Karl kommt, wie der Name schon sagt, natürlich aus San Francisco, Californien. Da wir beide ganz frisch eingetroffen waren, beschlossen wir am nächsten Tag gemeinsam den Dschungel zu erkunden. Hier gibt es einen Haufen Junglewalks, leider sind einige davon überhaupt nicht brauchbar. Das stellt man fest, wenn man anfängt sich intensiver mit dem Thema zu beschäftigen. Ich bin natürlich total Neuseeland-verwöhnt, wo man Trails schon fast mit Leuchtreklame ausschildert. Hier kann man froh sein, während eines 3 Stunden Marsches ein einziges Schild zu finden, welches auch noch lesbar ist!
Wir ließen uns die verschiedenen Wege von einem Einheimischen erklären und entschieden uns dann für einen Track.
Wir schafften es auf die Spitze des Eisberges und hatten eine wundervolle Aussicht und wir sahen sogar noch etwas anderes, spannendes: eine Tarantel, die gerade ein großes Insekt gefangen hatte und in ihre Höhle schleppte. Ja, diese Tarantel war riesig! Ok, ich weiß, es ist als Frau unrealistisch von riesengroßen Spinnen zu reden, denn riesengroß fängt schon ab Fliegengröße an. Aber lasst euch sagen, ohne Übertreibung, dieses hübsche Exemplar war größer als meine Hand! Also gefühlt mindestens so groß wie ein Elefant! Und das Insekt lebte noch und machte komisch Geräusche. Es war eine Mischung aus Ekel und Faszination, die einen bewegungslos hielt und beobachten ließ. Einen Tag später hörte ich, diese Taranteln seien giftig, na prost!
Zurück zu den wunderbar ausgeschilderten Wanderwegen:
So kam es leider, dass wir uns tatsächlich furchtbar verlaufen haben (später fanden wir dann den Hinweis auf einer Karte: the path is unclear and it is easy to get lost! Ach nee!). Also standen wir mitten im Dschungel und hatten keine Ahnung wohin und mussten einen extrem glitschigen steilen Weg wieder raufklettern. Schnell verließen mich meine Kräfte und so rutschte ich alle zwei Schritte mehr auf meinem Hintern als irgendwie vorwärts zu kommen. Ich sah aus wie Sau! Und ich bekam schon während des Kletterns Muskelkater. Hier regnet es ja immer schön viel, also alles nur Matschepampe unterwegs. Wir fanden schließlich den Rückweg und trafen dort noch auf einen motivierten Wanderer aus Tschechien, aber zu allem Überfluss fing es auch noch an wie aus Kübeln zu schütten und so schlichen wir uns zu dritt zurück. Ich war noch nie so naß! Aber ich war auch glücklich, denn der Regenwald ist wirklich wunderschön! 🙂
Nun zu meinem persönlichen Highlight in diesen Tagen, ich hatte eine schlaflose Nacht! 🙁
Letzte Nacht wurde ich gegen 2 Uhr von einem ohrenbetäubenden Knall geweckt und dann wackelte mein Zimmer. Ich dachte, es wäre ein Erdbeben oder Überfall oder so sowas… Keine Ahnung! Dann hörte ich Stimmen draußen und sah Taschenlampen leuchten. Brr, ich grübelte was es gewesen sein könnte, hatte Angst und konnte nicht wieder einschlafen. Irgendwann ließ mich die Erschöpfung wieder einschlafen und als ich früh am nächsten Morgen schlaftrunken mit der Zahnbürste im Mund Richtung Toilette/Dusche schlich, blieb mir die Zahnbürste fast im Hals stecken, denn da lüftete sich das Geheimnis: ein Erdrutsch! Meine Damen und Herren, dies wäre ihr Weg zum Bad gewesen! Bis unter das Dach ist die matschige Erde gerutscht, mit voller Wucht und Bäumen und was weiß ich. Ich bin froh, dass es zur Schlafenszeit passierte, denn nicht auszudenken was passiert wäre, wenn dort gerade jemand lang gelaufen wäre.
Ganz rechts im Bild mein Zimmer, im Hintergrund oben in der Mitte die Duschräume.
Immer noch schlaftrunken nahm ich dann an einer kleinen 4WD Tour teil zu dem höchsten Hügel in den CH, dem Mt. Brinchang (2032m), einer Schmetterlingsfarm, Teeplantagen, ein Tempel und all so Zeugs halt. War richtig nett, weil wir nur zu dritt waren und man einiges sehen konnte. Nur der Fahrer des Landrovers sorgte dafür, dass ich zum unzähligsten Mal in dieser Woche um mein Leben fürchtete. Der war echt völlig wahnsinnig.
Teeeeee Teee, nichts als Tee! Soweit das Auge reicht!
Aber auch wenn ich mich daran gewöhnen könnte, täglich meinen Erdbeertee beim Straßen-Inder zu trinken und tonnenweise frisches Naan mit all denkbaren Saucen zu verdrücken und das Klima hier sehr ansprechend ist, habe ich mich entschlossen die CH einen Tag früher als geplant wieder zu verlassen, weil man hier immer nur halbe Tage erlebt. Man muss jeden Morgen wirklich sehr früh auf den Beinen sein um was zu unternehmen, denn ab Mittag/Nachmittag fängt es so übel an zu regnen (ach, wenn ich mal was von wasserfallartigen Regenfällen in Neuseeland gschrieben haben sollte…. muss ich mich an dieser Stelle korrigieren), dass man einfach nichts mehr machen kann, außer noch mehr beim Inder zu essen.
Ich bin erstaunt, dass mein sonst so empfindlicher Magen bisher alle Experimente, inklusive Eiswürfel, die ich ständig vergesse abzubestellen, mitgemacht hat. Toi toi toi, drückt mir die Däumchen, dass es so bleibt!
Denn Montag Früh fahre ich, natürlich mit dem Bus, nach Penang. Und Penang ist berühmt für eine umfangreiche, riesengroße und wohl die beste Essensauswahl in Malaysia 🙂
Es grüßt, die Sylvi