Im Nachhinein bereuen wir es nicht länger in Hsipaw geblieben zu sein. Aber wir hatten kaum eine Vorstellung was uns dort erwartet und gedacht, dass 2 Nächte in dem kleinen beschaulichen Städtchen schon reichen werden. Falsch gedacht!
Wir sind dann also morgens um 6 Uhr mit dem Bus von Hsipaw nach Pyin Oo Lwin gefahren. Der Bus war recht komfortabel mit kuscheligen Decken (Busse in Myanmar sind dafür berühmt fahrende Tiefkühltruhen zu sein) und gleich anfangs wurden jedem eine Flasche Wasser, eine Kotztüte und eine Flasche Redbull in die Hand gedrückt. Kotztüte und Redbull? Interessante Mischung.
Die Fahrt ging über Berge mit spektakulären Serpentinen und ich glaube die Kotztüten kamen hauptsächlich zum Einsatz, weil der Busfahrer es nicht einsah diese Kurven langsam zu nehmen und mittendrin sogar noch fleißig LKW’s überholte. Garrit und ich sind diese Fahrten gewohnt. Aber um uns herum hatten wir eine nicht sehr schöne Geräuschkulisse. Würg.
Die Fahrt dauerte ca. 3,5 Stunden inklusive Frühstückspause. Die Mägen mussten ja wieder aufgefüllt werden. 😉 Wir wurden dann irgendwo in Pyin Oo Lwin rausgeworfen, allerdings bekamen wir einen Ortskundigen an die Seite gestellt und der erklärte uns den Weg zum Hotel. Wir nahmen eines welches in einem Blog-Artikel empfohlen wurde. Noch mal würden wir es nicht nehmen. Das Zimmer war zwar groß, aber wir waren zu müde um die Mitbewohner gleich zu sehen. Kleine Krabbeltierchen auf den Tischen und in den Schränken. Naja, die gesamte Sauberkeit ließ zu wünschen übrig. Aber wegen nur 1 Nacht wollten wir dann nicht umziehen.
Da wir so schön früh bereits in der Stadt waren, haben wir die Zeit genutzt erstmal einen Spaziergang über den Shan Markt zu machen und einer Touristinfo einen Besuch abzustatten, wenn es sowas hier schon mal gibt. Dort gab es einen Stadtplan und wir haben erfahren wo es Fahrräder zu leihen gibt. Den Rest haben wir dann also wieder per Fahrrad gemacht. Es gibt in Pyin Oo Lwin einige alte Kolonialbauten der Briten zu sehen, ebenso gibt es hier außergewöhnliche Pferdekutschen als Taxi. Die sind aber sehr teuer, darum haben wir uns das gespart. Außerdem sahen die Pferde so unglücklich aus. Wir sind entlang eines Sees zu einem Botanischen Garten geradelt. Ein großer Park, super schön angelegt, und mit einem Aussichtsturm wovon man einen herrlichen Blick über die ganze Stadt plus Umgebung hat. Es ist sehr grün und insgesamt hat die Stadt einen echt interessanten “Look”.
Botanischer Garten Pyin Oo Lwin
Das Abendessen ist mal wieder erwähnenswert. Es hat uns in eine Art Hinterhof verschlagen. Da war ein Schild auf der Straße “South Indian Food”. Das mussten wir ausprobieren! Wir landeten im Wohnzimmer eines Privathauses. Die Familie saß versammelt vor dem Fernseher, teilweise im Schlafanzug 😀 Die Karte war sehr übersichtlich. Wir entschieden uns für Gemüse-Reis mit Brot. Eine ältere indische Frau ging daraufhin in die Küche und ca. 45 Minuten später hatten wir folgendes frisch auf dem Tisch:
Vegetarisches Festmahl. Selten so lecker gegessen!
Generell ist die Gastfreundschaft hier sehr groß und auch das Interesse die Esskultur uns nahe zu bringen. Zum Beispiel ist in jedem Hostel das Frühstück inbegriffen und es gibt zum klassischen Toast mit Ei eine traditionelle einheimische Alternative, welche immer mit großem Stolz präsentiert und erklärt wird. Tja, und wenn ich noch am 2. Tag in Myanmar glaubte mich mit dem Essen hier nicht anfreunden zu können und dachte, ich mache hier Diät… So habe ich mich kräftig getäuscht. Es schmeckt mir hervorragend.
Wie dem auch sei, irgendwas haben an dem Tag in Pyin Oo Lwin unsere Mägen nicht vertragen und es kam, wie es wohl leider manchmal auf Reisen in ferne Länder kommen muss. Wir haben die letzten Tage schon öfter gehört, dass es hier viele erwischt aufgrund der hygienischen Verhältnisse. Was wir aber nicht auf dem Schirm hatten: in unserem Hotel gab es in der Nacht kein Wasser! Toilettenspülung? Nö! Dusche? Nö! Waschbecken? Fehlanzeige!
Wenn es nicht so eklig wäre, ich könnte mich inzwischen darüber kaputt lachen. Denn ausgerechnet dann…das ist so typisch! Ein Neuseeländer erzählte uns neulich im Zug, dass es ihn genau in dem Augenblick erwischte als er gerade in den Nachtbus gestiegen war. Busfahrten dauern hier bekanntlich zwischen 8-12 Stunden. Kein Spaß!
Ich möchte an dieser Stelle noch betonen, dass wir fest davon überzeugt sind, dass es nicht am Abendessen lag! Die Qualität war super!
Ein Gedanke hielt uns am Leben: Am folgenden Tag sollte es zurück nach Mandalay gehen, zurück zu Mama. Dann würde alles wieder gut werden. Sowas habe ich ehrlich in der Ferne noch nicht erlebt. Ein Ort, an dem man sich wirklich wie zu Hause fühlt.
Und wir wussten, wir müssen nur 1,5 Stunden Autofahrt durchhalten. Wir nahmen also diesmal ein sogenanntes Share Taxi. Das ist im Grunde nichts anderes als die Mitfahrzentrale. Ein Privatmensch nimmt Leute in seinem Auto mit. Also wieder mal ein neues Reiseerlebnis in diesem Land. Wir quetschten uns in dieses kleine Auto, ein Einheimischer war schon drin, und wenig später hielt der Fahrer irgendwo am Straßenrand an und fing ganz wild mit einem anderen Einheimischen an zu diskutieren. Dann sahen wir den Grund: das Gepäck, oder ich sage lieber: das Frachtgut. Unsere Taschen wurden gestapelt und nebendran und obendrüber noch irgendwelche Kartons. Dann rummste es über uns. Es kam also auch noch was aufs Dach und eine weitere Person drückte sich zu uns auf die Rückbank. Okaaaayyyy.
Dies ist kein Share Taxi, aber die meist genutzte Möglichkeit um von A nach B zu kommen: Pick Ups. Auf diesen tummeln sich erstaunlich viele Menschen. Hier wurden bereits die meisten Fahrgäste ausgeladen.
Die Fahrt war aber landschaftlich super schön und so waren wir etwas abgelenkt. Außerdem kamen wir trotz diverser Stopps (keine Ahnung worum es da jedesmal ging) nach wirklich nur 1,5 Stunden in Mandalay am Hostel an. Kaum hatten wir die Autotür geöffnet war gleich dieses wohlige Zu-Hause-Gefühl da. Ein Angesteller der Hostel-Mama empfing uns herzlich. Wir erzählten ihm was los war und er rief sie gleich an um mit ihr besprechen, ob wir notfalls länger bleiben und unser Boot-Ticket verschieben könnten. Wir hatten bereits vor Hsipaw ein Ticket für den Bootstrip nach Bagan gekauft. Wir legten uns erstmal schlafen ins super saubere gemütliche Bett und ruhten uns aus. Nach 2 Stunden erholsamen Schlaf war die Hostel-Mama auch wieder da und sie freute sich überschwenglich uns wieder zu sehen. Sie kam vom Weiten mit offenen Armen auf uns zugerannt, sooo süß. 🙂 Sie machte uns dann eine heiße Schokolade und sagte, dass sie zwar komplett ausgebucht wäre, aber wir das schon irgendwie hinkriegen, falls wir doch länger bleiben wollen. Das tat einfach so gut!
Schon morgens um 6 Uhr bei bester Laune, unsere 2. Mama
Wie es in ihrem Hostel so ist, kommt man immer gleich mit den anderen Gästen ins Gespräch und so ergab sich wieder eine große nette Runde. Und einige Zeit später fühlten wir uns sogar fit genug mit den anderen Abendessen zu gehen. Es gab zwar nur sehr einfache Kost, aber dafür gings dann schon viel besser und wir beschlossen wie geplant unsere Reise fortzusetzen. So gings dann früh ins Bett, denn am nächsten Morgen hieß es, jaaaaaa genau, wieder mal früh aufstehen!
Mit dem Boot auf nach Bagan!
Es grüßt,
die Sylvi
Leave a Reply