Sylvatical

Sylvi goes Sabbatical

   Jan 21

Das Geheimnis von Chiang Mai und ein tanzender Zug

Kurz vorab: dieser Artikel ist lang! Und ich bin so spät dran, weil das Internet in Myanmar schlecht bis gar nicht funktioniert. Dies zur Info. 🙂

Also wir waren insgesamt 8 Nächte in Chiang Mai. Nach unseren ersten 2 Nächten lernten wir dann auch endlich den “Chef” unseres Hostels kennen, also den Namensgeber:

IMG_0715.JPGGestatten, Buddy vom Buddy Guesthouse

Nach 4 Nächten sind wir allerdings noch mal umgezogen, trotz des charmanten Gastgebers. Leider stimmte das Preis-Leistungsverhältnis nicht so ganz. Also sind wir von Süd-Ost nach Nord-Ost. Aber die Lage macht nicht wirklich sehr viel aus, denn es sieht alles gleich aus in Chiang Mai und um den Altstadtkern kann man alles sehr gut zu Fuß erreichen.

IMG_0705.JPGSo schön kann Low Budget sein

Aber zu meinem Chiang Mai Fazit: Diese Stadt ist laut. Ich konnte nicht mal mehr meine eigenen Gedanken hören. Rund um die Uhr herrscht ein reges Treiben. Innerhalb und außerhalb der Altstadt sieht alles irgendwie gleich aus. ABER: Chiang Mai ist bequem und es ist billig. Man kann sehr günstig wohnen und essen. Und man fühlt sich dabei nicht fremd. Die Stadt könnte auch irgendwo im westlichen Teil der Welt liegen. Es gibt super viele schicke Cafés und Restaurants mit wirklich tollem Angebot. Man kann den ganzen Tag rumsitzen und es sich gut gehen lassen. Das Klima ist angenehm, denn es ist nicht so heiß wie z.B. Bangkok und man kann Ausflüge in die Berge machen.

IMG_0706.JPGUnsere Fahrt zum Flughafen im Tuktuk Taxi

Naja, und dann ist da ja noch das Thema “Arbeit”. Für Garrit war es bisher jedenfalls auch die beste Möglichkeit effektiv zu arbeiten, dank eines schicken und bezahlbarem Co-Working Space mit sehr guter Internetverbindung.

So ging also eine (für mich faule, für Garrit fleißige) Woche vorüber und dann kam der Tag des Abfluges nach Mandalay in Myanmar. Ein neues Land, ein neues Abenteuer.
Wir haben am letzten Tag noch einiges organisiert, z.B. Kohletabletten für alle Fälle 😉 Dann mussten wir noch perfekte US-Dollar aus der Wechselstube holen. In Myanmar bezahlt man einiges (z.B. Hotels) in Dollar und diese müssen immer noch in einem perfekten Zustand sein, um akzeptiert zu werden. In den letzten Berichten, die wir gelesen haben, hieß es, dass es wohl eine Meldung im Land gegeben hat, dass nun alle Scheine angenommen werden müssen. Von vielen Reisenden hört man, und inzwischen ist es auch unsere Erfahrung, dass nach wie vor nur perfekte Scheine akzeptiert werden. Jeder Dollar wird hier genaustens unter die Lupe genommen. Den genauen Grund kann keiner sagen. Es heißt, weil die Regierung es so will.

Aber zurück zur Anreise. Als wir durchs Gate kamen und auf den Bus warteten, der uns zum Flieger bringen sollte, realisierten wir langsam, dass wir nicht viele Passagiere sind. Und ebenso stellten wir da schon fest, dass es ganz andere Menschen sind, die nach Myanmar reisen. Es herrschte sofort eine gute Stimmung und man plauderte schon sehr angeregt über alles mögliche. Insgesamt waren wir nur ca. 15 Passagiere und konnten nicht mal die winzige Propeller-Maschine füllen. Jedenfalls auch für mich ein ganz neues Gefühl des Fliegens. 🙂

Angekommen am Flughafen Mandalay ging die fröhliche Plauderei gleich weiter, während wir an der Passkontrolle warteten und man schloss sich schon zu Gruppen zusammen um sich jeweils ein Taxi zu teilen. Leider kann man nur ein Taxi nehmen vom Flughafen in die Stadt rein und selbst das dauert eine ganze Stunde. Auf jeden Fall waren wir sehr froh nicht alleine in der Ankunftshalle zu sein, denn man wurde von unzähligen Taxifahrern regelrecht belagert. Jeder hielt ein Foto mit den schicksten Autos hoch. Allerdings warteten wir noch auf Jemanden und je länger wir da so standen desto mehr fingen die Jungs an sich im Preis zu unterbieten. Allerdings auf eine sehr charmante Art, so dass wir aus dem Lachen kaum rauskamen. Wir hatten echt Spaß mit den Jungs. Am Ende haben wir uns für den Geduldigsten entschieden.

Als wir dann endlich am Hostel ankamen, wurden wir in einer unbeschreiblich herzlichen Art von der Hostel-Mama empfangen. Für diese Frau fehlen mir schlicht die Worte. 3 Nächte haben wir bei ihr verbracht und von morgens früh bis abends spät kümmerte sie sich aufopferungsvoll um ihre Gäste. Sie liebt wirklich jeden Gast. Je mehr Gäste, je besser. Bei dem Service kann kein 5-Sterne Hotel mithalten. Als wir kamen, wurden wir erstmal auf die Couch gesetzt, dann gab es Saft und Melone sowie eine Flasche Wasser für jeden. Ein guter Start! Aber wir wurden die ganze Zeit über nicht enttäuscht. Das Frühstück war der absolute Wahnsinn! Und egal was man brauchte oder wissen wollte, man hatte immer ein offenes Ohr.

So waren wir nun also endlich in Myanmar. Ich hatte ehrlich gesagt keine große Vorstellung wie es sein wird, wie es aussieht, wie die Menschen sind…
Also sind wir am ersten Tag ein wenig durch die Straßen gelaufen um alles auf uns wirken zu lassen. Es ist schon sehr anders im Gegensatz z.B. zu Thailand oder Malaysia. Während wir da also an einer Kreuzung standen, bemerkten wir langsam, dass wir die eigentliche Sehenswürdigkeit waren. Die Menschen drehten sich nach uns um, lachten uns an, winkten uns zu. Sie haben sich ehrlich gefreut uns zu sehen.

Die erste Herausforderung war dann das Abendessen. Das Straßenrestaurant hatte seine Karte nur auf burmesisch und chinesisch. Dazu gab es noch ein paar schlechte Fotos. Wir tippten also einfach auf ein Foto von dem uns am ehesten etwas bekannt vorkam. Und was war es? 😀 Es waren Pommes aus dem Wok. Dazu stellte man uns verschiedene Saucen, Öle und Gewürze auf den Tisch und als wir mit den Fingern essen wollten, hat man uns Stäbchen gebracht und darauf bestanden, dass wir damit essen. Also Pommes mit Eßstäbchen war eine lustige Erfahrung. Und ab dem 2. Tag haben wir dann auch Restaurants mit englischen Untertiteln gefunden. Was auch besser ist, denn hier werden z.B. alle Teile eines Tieres gegessen. Und wenn ich schreibe alle, dann meine ich leider auch wirklich alle. Also essen wir hier rein vegetarisch.

Anschließend sind wir noch in großer Runde vor unserem Hostel bei einheimischen Bier versackt. Was sehr witzig war, denn kaum einer der Reisenden war noch Alkohol gewohnt, aber das Mandalay Bier schmeckt gut und die Runde war lustig. Auch etwas was ich hier sehr schätze. Man kommt endlich wieder mehr in Kontakt mit den anderen Reisenden, die hier wirklich aus allen Teilen der Welt kommen. Und Austausch ist hier noch wichtig, da hier das Reisen noch nicht so bequem wie in anderen Ländern ist und das Internet sehr schlecht funktioniert.

Am zweiten Tag sind wir dann trotz Kater hochmotiviert zum Königspalast gelaufen. Es war allerdings sehr viel weiter als es auf der Karte aussah. Und dann mussten wir auch noch feststellen, dass der erstbeste Eingang gesperrt war und man nur den Osteingang benutzen kann. Endlich angekommen, fix und fertig, kam die nächste Überraschung. Entgegen unserer Information, dass Eintrittsgelder in Dollar zu bezahlen sind, wollten sie einheimische Währung, genannt Kyatt, haben und davon hatten wir zu wenig dabei. Also haben wir uns ein günstiges Motorrad-Taxi zurück zum Hostel genommen und sind von dort dann noch mal mit dem Fahrrad los.

IMG_0707.JPGNicht unser Kater 😉

Der Verkehr asiatischer Großstädte kann sehr beängstigend sein, so auch mein erster Eindruck von Mandalay. Aber es ist echt gut machbar, wenn man erstmal begriffen hat wie es geht. Denn auf dem ersten Blick sieht es chaotisch aus, aber es gibt ein System. Z.B. wird man ständig angehupt. In Myamar bedeutet es aber einfach “Achtung, ich bin hinter dir und überhole dich jetzt”. Das liegt wohl daran, dass sie noch die Autos haben mit der Fahrerseite rechts, aber keinen Linksverkehr mehr. Der Rechtsverkehr wurde wohl so über Nacht eingeführt, da die Militärregierung es als altes Zeichen der britischen Besatzung ansah und dem ein Ende setzen wollte.
Das macht das Fahren jedenfalls unübersichtlich und gefährlich, also macht man sich bemerkbar.

Für den 3. Tag haben wir spontan eine Tagestour mit einem privaten Taxi plus Fahrer gebucht. Auch das ist hier durchaus üblich und je mehr Leute, desto billiger. Beim Frühstück saßen wir zufällig mit einem frisch angekommenden Paar am Tisch, die sich ebenso spontan (trotz Jetlag) uns anschlossen. Leider hat uns die Tour im Nachhinein nicht sooooo gut gefallen, da überraschend touristisch, aber wir haben sehr viel gesehen und hatten nette Gesellschaft. 🙂 Und wir wurden zwischendurch mal von Einheimischen gefragt, ob sie uns fotografieren dürfen. Lol?!

IMG_0708.JPGBlick von der berühmten Teakholz Brücke in Mandalay

Es folgte eine sehr kurze Nacht, denn wir hatten beschlossen den Zug von Mandalay nach Hsipaw zu nehmen. Dieser Zug fährt um 4 Uhr morgens, unser Taxi holte uns um viertel nach 3 ab. An dieser Stelle muss ich noch mal unsere Hostel-Mama erwähnen, die uns unter schallendem Gelächter erzählt hat, dass sie diesen Zug “Dancing Train”, also tanzender Zug nennt, da man darin pausenlos geschüttelt wird. Sie hat uns übrigens auch am Vorabend zwei riesige Tüten Reiseproviant fertig gemacht mit Marmeladen-Toasts, Eiern, Kuchen, Bananen, Mandarinen und Wasser. Darum nennen sie wohl alle Mama. 🙂

Pünktlich um 4 Uhr startete also unsere kleine Abenteuer-Dancing-Zugfahrt. Für 200 km brauchte der Zug knapp 12 Stunden. Aber diese Fahrt ist ein sogenanntes Must-Do. Man fährt schlangenlinien in die Berge und über das über 700m lange Gokteik Viadukt, gebaut ca. 1899. Nach der ersten halben Stunde, es war noch dunkel, waren wir überrascht das der Zug irgendwo im Nirgendwo anhielt und es einen lauten Tumult gab. Es hat ein wenig gedauert bis wir aus dem Fenster heraus erkannt haben was los war. Es wurde eine Herde Ziegen in die letzten beiden Wagons getrieben. Mehrere Männer waren lauthals damit beschäftigt diesen Sack Flöhe zu hüten. Kaum waren 5 Ziegen im Wagon, sind wieder 2 heraus gesprungen. Natürlich ebenso lauthals blöckend wie die Männer. Ein herrliches Schauspiel was natürlich einige Zeit in Anspruch nahm.

IMG_0709.JPGAus dem Zugfenster: Das Gokteik Viadukt, hier sind wir im Schritttempo rüber gefahren

Unterwegs konnte man ab und zu an den etwas größeren Bahnhöfen heraus springen und Snacks kaufen, bzw sind auch in regelmäßigen Abständen Frauen mit Getränken und einer riesen Nudelpfanne auf dem Kopf durch den Zug gelaufen und haben Nudeln-to-go verkauft. Die wurden dann einfach in eine kleine Plastiktüte geschaufelt, Eß-Stäbchen rein, fertig!

Also waren wir nach knapp 12 Stunden Durchgeschüttel in Hsipaw. Dieser Ort ist ein kleines Dorf, welches gerade erst anfängt touristisch zu werden. Sind also schon ein paar kleine Hotels hier und es gibt ein paar Touren zu buchen. Ansonsten sieht man hier noch wenig Ausländer und kann echtes Myanmar-Leben kennenlernen. Diesen kleinen Ort mochten wir sofort. Woran man sich allerdings gewöhnen muss: Die Attraktion ist man selbst. Wir wurden am ersten Abend im Restaurant mit Einheimischen Jugendlichen zusammen an einen Tisch gesetzt. Die hatten nichts besseres zu tun als uns wild kichernd anzustarren und sich dabei ständig etwas zuzuflüstern. Wir wurden genau beobachtet. Wir bekamen außerdem mit, dass der Mitarbeiter, der uns zusammen an einen Tisch gesetzt hatte, von seinem Chef Ärger deswegen bekam. Der hat uns dann noch angeboten, dass wir uns alleine an einen anderen Tisch setzen. Aber wir haben abgelehnt, denn das fanden wir dann schon etwas schräg und außerdem wollten wir ja noch zurück starren. 😉

Was uns aber hier sehr das Herz erwärmte waren die Kinder, die sobald sie uns sahen über das ganze Gesicht strahlten und winkten. Etwas ältere Kinder riefen laut “Hello” und manchmal auch “I love you” und warfen uns Kusshände zu. Das war zu witzig. Aber auch Erwachsene grüßten freundlich und lachten einen ehrlich und aus vollem Herzen an. Die finden es echt super, dass endlich Besucher in ihrem Land sind. Ich hoffe, dass bleibt noch lange so erhalten. In Thailand habe ich oft beobachtet wie das Lächeln auf Knopfdruck an- und wieder ausgeschaltet wurde. Was mich manchmal nicht wunderte bei dem Überfluss an Touristen. Ich war manchmal sogar ein wenig entsetzt wie einige da rumlaufen und sich benehmen. Das ist sehr schade.

In Hsipaw waren wir einen Tag wandern. Das war ganz wunderbar, denn man trifft unterwegs kaum eine Seele. Wir hatten nur leider eine schlechte Karte und haben uns verlaufen. Aber auch das war kein Problem. Wir sahen ein paar Kids Fußball spielen und haben ihnen auf der Karte gezeigt wo wir hinwollen. Die fingen gleich an wild zu diskutieren und in alle Richtungen zu zeigen. Sie waren sehr bemüht uns den Weg zu erklären ohne Englischkenntnisse. Ein älterer Mann kam vorbei und machte dann ein Zeichen, dass wir ihm folgen sollten. Er brachte uns dann auf den richtigen Weg. Wir sind zu einem Wasserfall gewandert. Lange Zeit sahen wir nur ab und zu mal Bauern-Hütten. Einen Bauern sahen wir dann auf dem Weg hocken und Bananen ernten. Ein anderer kam uns mit einem alten Holzwagen und zwei riesen Ochsen entgegen. Hier ist alles noch sehr ursprünglich und es ist spannend zu sehen. In Hsipaw können die Menschen auch noch nicht so gut Englisch und man macht vieles mit Händen und Füßen. Die Menschen hier haben aber sichtlich ihren Spaß dabei.

IMG_0710.JPGWander Impressionen

IMG_0711.JPG

IMG_0712.JPGBananen Bauer

Am letzten Abend hatten wir dann ein kulinarisches Erlebnis, dass uns sehr positiv überraschte. Wir probierten einen Nepalesen abseits der Hauptstraße aus. Diesmal gab es gar keine Karte, aber es wurde uns ein Mädel zur Seite gestellt, die in einem überraschend super guten Englisch erklärte, dass es Brot mit Fleisch oder Gemüse geben würde. Wir bestellten das Gemüse Brot mit Reis und bekamen ein Festmahl vom Feinsten aufgetischt mit gebratenem Gemüse-Reis, Suppe, Tee, und zwei riesige knusprig gebackene Brote mit Gemüse gefüllt, für umgerechnet schlappe 1,30€ alles insgesamt. Da sagt noch einer Myanmar wäre teuer. 😉

IMG_0713.JPGLandschaft Hsipaw

Nun heißt es aber schon wieder früh aufstehen. Man macht es uns Langschläfern hier nicht so leicht. Unser Bus nach Pyin Oo Lwin fährt um 6 Uhr morgens los. Brrr…

Es grüßt,
die Sylvi

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3 Comments

  1. Stephan says:

    …traumhaft – einfach nur traumhaft!

    Weiterhin viel Spaß Euch beiden!

    Liebe Grüße aus Frostfurt 🙂

  2. Di says:

    Einfach nur Wooowww!! Und höchst amüsant (siehe Ziegen) hihihi…
    Grüße aus Wurster Nordseeküste, jaja, sind z. Zt. das Gespött in Germany, laut Stefan Raap

  3. Janina Wittkopf says:

    Hey meine süsse, ich habe mir eben all Deine mails durchgelesen,EINFACH HAMMER!!!!!!
    Es ist so wunderbar mit Euch das alles zu erleben!!!!!
    Vielen Dank dafür!!!!!!!
    Bleibt Gesund und weiterhin gutes gelingen!!!!
    Ich freue mich schon auf euren nächsten Bericht!!!!!!!!
    Ganz liebe Grüße und einen dicken Kuss,Janina und Torsten

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