Sylvatical

Sylvi goes Sabbatical

   Apr 29

Eat, Pray, Love, Sylvatical

Auch in Kanada kann Bus fahren zum Abenteuer werden, trotzdem man sich so schön vorbereitet hat. So fand ich eine Direktverbindung vom Hostel zum Busterminal, an dem der Greyhound Bus von Vancouver nach Kamloops abfährt. Mit der Skytrain muss man ja umsteigen und man ist ja faul! Also diese Direktverbindung ist ein Linienbus und fährt um 08:44 Uhr, dann wäre man um kurz vor 9 Uhr am Terminal und der Greyhound nach Kamloops fährt um 09:30 Uhr. Perfekter Plan!

Perfekter Plan, der innerhalb der Sekunde platt gemacht wurde an dem dieser Bus gnadenlos an uns vorbei fuhr: “Sorry, zu voll!” Ich meine, ich finde es ja nett, dass man in Kanada in der Lage ist irgendwann zu sagen, dass der Bus nun voll ist und keine Leute mehr aufnimmt. Aber ehrlich gesagt fand ich den Bus aber auch gar nicht zu voll, da sollen die mal morgens von Darmstadt nach Frankfurt fahren, dann wissen sie mal was voll ist! 😉
Wie dem auch sei, nach dem ersten sparsamen Blick und Luft holen musste man sich blitzschnell einen Alternativplan einfallen lassen mit ca. 15 kg auf dem Rücken, ca. 5 kg auf dem Bauch und noch all so Zeugs. Aber ich musste ja auch unbedingt noch das große Glas Salsa-Sauce mitnehmen :-/
Alternativplan hieß Skytrain, also nächste Station suchen, aber fährt nix in die Richtung, zumindest waren wir nicht in der Lage es zu erkennen und in Anbetracht, dass es schon lange 9 Uhr war… Nahmen wir dann um 09:15 Uhr letztendlich ein Taxi. Der Taxifahrer war völlig relaxt, als wir sagten, dass wir schnell schnell schnell zum Busterminal müssen (ich sag nur: plenty of time) und auch beim Check-in (ja, hier gibts auch beim Busfahren ein Check-in, eine Sicherheitskontrolle, Gepäckaufgabe…) wunderte man sich, dass wir so gehetzt ankamen und fragte, ob mit uns alles in Ordnung wäre, wir hätten ja schließlich noch knapp 10 Minuten. 🙂

Nach ein paar Stunden erreichten wir Kamloops. Hui, und hier fühlte es sich ja schon richtig sommerlich an. Es war zwar regnerisch, aber sehr warm. Die Stadt an sich ist nicht die Schönste, aber dafür wunderschön gelegen direkt am Kamloops Lake umsäumt von Bergen. Wir gönnten uns ein Motel, da es nicht so viel teurer als ein Hostel war und ich ehrlich gesagt auch nur ein einziges Hostel etwas außerhalb Downtowns gefunden hatte. Aber das Motel lag auf dem Weg und warum sich nicht mal den Luxus eines eigenen Badezimmers und Fernseher gönnen?! Ich kann gar nicht sagen, wie lange ich mich über das Zimmer gefreut habe. Glaubt es einer, dass man von einem Motel-Zimmer begeistert sein kann?! Dann macht den Selbsttest und übernachtet wochenlang ausschließlich in Hostels! 😉
Am nächsten Tag hat sich Kamloops jedenfalls von seiner besten Seite gezeigt mit viel Sonnenschein und Wärme, also sind wir dann im Kenna Cartwright Nature Park wandern gegangen. Das ist ein 800 Hektar großer Park mit einigen Wanderwegen in verschiedenen Schwierigkeitsstufen und netten Aussichtspunkten. Vorher hatten wir uns noch eine Hiking-Map vom Visitor-Centre organisiert. Am Ende hatte sie uns aber nicht allzu viel genützt, weil die Wege schlecht ausgezeichnet und wir ein paar mal in einen falschen Weg eingebogen waren. Aber wir fanden wieder zurück ins wunderbare Motel-Zimmer 🙂
Und wie es in Kanada so ist, trifft man auch auf einem Hügelchen ein paar Einheimische, die brennend daran interessiert sind einen mit Fragen zu löchern und etwas Smalltalk zu halten. Also das mag ich ja so hier! Aber was heisst hier?! Seit ich Anfang Januar meine Reise angefangen habe, habe ich es nicht mehr anders erlebt. Stellt euch vor, man redet miteinander, obwohl man sich nicht kennt! Unglaublich, aber wahr 😉

20120429-042822.jpg
Kamloops

20120429-042844.jpg
Treppenmotivation

So schön das Motel auch war, das Wetter änderte sich schlagartig und es war nach zwei Nächten schon wieder weiterreisen angesagt. Erst wollten wir in ein verschlafenes Nest namens Sun Peaks, aber da fährt nur im Winter ein Bus hin und das Hostel hatte auch geschlossen, wie ich per Email erfuhr. Also ging es von Kamloops nach Kelowna. Wieder mit dem Bus, wieder ein kleines Abenteuer.
Der Bus hatte etwas über eine Stunde Verspätung. Hätte mich aber auch gewundert, wenn immer alles reibungslos klappen würde. Wenigstens lässt sich das Personal nicht aus der Ruhe bringen und so machte der Busfahrer einen Witz mit mir, frei nach dem Motto: Dieser Bus fährt nicht nach Kelowna. Was der Arme aber nicht wusste, ist mein einschneidenes Erlebnis aus Butterworth in Malaysia und so schrillte es bei mir gleich ALARM ALARM!!! …. Er hat es überlebt! Nee, Spaß beiseite. Ich muss geguckt haben wie ein Huhn, wenn es donnert. Und dann kam ein Kollege, der die Tickets kontrollierte und wenige Minuten vorher noch vorgab meine blöden Fragen nicht zu verstehen (ich wollte wissen, ob der Anschluss-Bus wartet; später stellte sich heraus, dass wir gar nicht umsteigen mussten, harr harr). Er machte lustig weiter, denn er hatte sehr wohl meine Fragen verstanden. Also Humor haben sie ja, die Kanadier 😉

20120429-042909.jpg
Kanada-Stolz, in jedem goldenen M ein Ahornblatt

20120429-043057.jpg
Löwenzahn! Nee, Stiefmütterchen natürlich. Erinnerte mich aber an Löwenzahn, so einsam wie es auf dem riesen Beton-Parkplatz wuchs.

Und so kamen wir in Kelowna an und… Überraschung… es regnete immer noch!
Trotzdem entschieden wir uns den ganzen weiten langen Weg vom Busterminal zum Hostel zu laufen. Meine Hartnäckigkeit war allerdings ein Fehler und so lief ich mir drei weitere Blasen und eine bereits vorhandene, ging auf. Ich hatte höllische Schmerzen bei jeden Schritt und dann war natürlich auch keine Bushaltestelle mehr in Sicht. Die Hälfte des Weges war geschafft und ich weiß nicht, ob wir nur 1 Stunde oder 1,5 Stunden gelaufen sind, mit dem ganzen schweren Gepäck. Uff! Für mich war an diesem Abend nichts mehr angesagt. Gott sei dank, hatte das Hostel noch Betten frei. Wir sind ohne Anmeldung aufgelaufen und hatten das Billigste rausgesucht. Ein Wunder, ein Hostel für nur 20 Dollar pro Nacht! Es ist zwar sauber, aber ich fühle mich dennoch nicht so ganz wohl. Das Zimmer ist direkt an der Küche und es stinkt die ganze Zeit nach Essen, meine Klamotten stinken alle nach Essen und wenn man morgens verschlafen aus dem Zimmer kriecht, glotzen einen die Leute aus der Küche blöd an. Trotzdem habe ich zwei Nächte verlängert, denn billig ey… steh ich drauf 😉

20120429-043020.jpg
Radfahrweg für Betrunkene?!

20120429-043042.jpg
Sieht ja fast ein bißchen wie Neuseeland aus

Aber Kelowna ist eine echt nette Stadt direkt am Okanagan Lake mit schönem Bergpanorama. Auf dem Weg nach Downtown kann man durch eine teure Wohngegend laufen und Villen bewundern, die alle ihren eigenen Bootsteg haben. Drumherum gibt es viele Winzer und ein Weingut nach dem anderen.
Ich bin ja leider etwas Fußlahm und habe bisher nicht allzu große Wanderungen unternommen, aber ich habe die Zeit genutzt alle paar Meter anzuhalten und in meinem tollen Buch weiterzulesen: Eat, Pray, Love. Nachdem ich diverse Male an diesem Buch vorbei geschlichen bin, habe ich es dann in einem Second Hand-Buchladen fast ungenutzt zu einem Spottpreis (für kanadische Verhältnisse) erstanden. Den Film habe ich nicht gesehen. Aber das Buch ist wirklich großartig und ich dachte schon lange, es ist eine Pflichtlektüre für mich. Wobei ich auf meiner Reise “Eat + Pray” in Malaysia fand und “Love” in Neuseeland 🙂 Aber näher gehe ich darauf nun nicht ein, man braucht ja auch ein paar Geheimisse 😉 Das Buch sorgte jedenfalls schon für Gesprächsstoff als ich gemütlich in der Sonne saß und zwei Radfahrer vorbei kamen. Sorry, ich muss es einfach noch mal erwähnen, aber ich mag es so sehr, dass die Leute hier so locker und ungezwungen miteinander reden.

20120429-042928.jpg
Traumhafte Blütenpracht

20120429-042948.jpg

Ach ja, für alle, die es noch nicht mitbekommen haben: Ich habe meine Reise um ca. zwei Wochen verlängert. Ich werde mir zum Abschluss meines Sabbaticals noch einen großen Wunsch erfüllen und einen Alaska Cruise machen. Jawoll, es geht auf Kreuzfahrt. Klingt komisch, ist aber so!
Weil es vorher in Alaska zu kalt ist, findet der Cruise erst ab Mitte Mai statt, darum musste ich noch etwas warten (hach, wie schlimm!) und ich habe sogar spontan eine Begleitung dazu bekommen. Zu der Route werde ich mich dann noch entsprechend äußern, dies nur erst mal zur Info.

20120429-043005.jpg

20120429-045912.jpg
Weltreisende

Alaaaaaskaaa!

Es grüßt, die Sylvi

You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. You can leave a response, or trackback from your own site.

One Comment

  1. Tanja says:

    Ach herrje, ich lach mich schon wieder schlapp. Aber verständnislose Blicke für abgehetzte Urlauber und Radwege für Besoffene – das ist SO Kanada! 🙂

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *